Steinbergwiese, Hann. Münden im Kaufunger Wald - Biologische Schutzgemeinschaft - Vereinigung für Natur- und Umweltschutz zu Göttingen e. V.

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Steinbergwiese, Hann. Münden im Kaufunger Wald


Die Steinbergwiese ist neben dem Naturschutzgebiet „Hühnerfeld“ die letzte größere Heidefläche im niedersächsischen Teil des Kaufunger Waldes. Sie befindet sich im südlichsten Zipfel Niedersachsens in den Höhenlagen dieses vom Buntsandstein gebildeten, max. 642 m hohen Mittelgebirges. Nach Westen zur Fulda hin ist der Kaufunger Wald nur leicht geneigt. In der ausgedehnten Hochebene haben sich die Bäche relativ breite Täler geschaffen. Im Gegensatz dazu ist die Ostflanke des Kaufunger Waldes aufgrund der kurzen Distanz zur Werra durch Bäche stark zertalt und sehr reliefreich.

Die Hochlagen des Kaufunger Waldes oberhalb 400 m waren aufgrund der hohen Niederschläge und der mageren Böden für eine Besiedlung durch Menschen stets unattraktiv. Neben einer Waldweidenutzung und der Köhlerei erfolgte eine punktuellen Ausbeutung von Braunkohle- und Basaltvorkommen. Eine landwirtschaftliche Nutzung erfolgte nur kleinräumig und extensiv. Ortschaften blieben immer auf die niederen Lagen beschränkt. Diesen Umständen ist es zu verdanken, dass der Kaufunger Wald zu den unberührtesten Gebieten im südniedersächsischen Raum gehört.

Zur historischen Nutzung der Steinbergwiesen liegen leider keine näheren Angaben vor. Wahrscheinlich erfolgte wie auch auf den in der Nähe befindlichen Flächen eine sporadische Weidenutzung. Die Fläche hat eine Größe von etwa 6 ha und weist ein leichtes südliches Gefälle auf. Die obere Hälfte wurde vor einigen Jahrzehnten mit Fichten aufgeforstet, es sind jedoch noch größere offene Bereiche erhalten geblieben. Hier sind dichte Bestände des Heidekrautes (Calluna vulgaris) vorhanden, die an manchen Stellen von großen Beständen des Keulen-Bärlapps (Lycopodium clavatum) durchflochten werden. Die feuchten Standortsverhältnisse werden durch das vereinzelte Auftreten von Torfmoospolstern und das Sumpf-Streifensternmoos charakterisiert. Am westlichen Rand in der Mitte der Fläche befindet sich eine nicht mehr genutzte Trinkwassergewinnungsanlage.

Die untere Hälfte der Steinbergwiese hat ihren offenen Charakter behalten und ist nur von einzelnen jüngeren Fichten, Birken und Weiden bestanden. Der zentrale Bereich wird von jüngeren Heidebeständen eingenommen. Auch hier kommen zahlreiche Feuchtigkeitszeiger vor, zu denen neben den oben genannten Moosen z.B. auch die Hirse-Segge (Carex panicea), die Braune Segge (Carex fusca) und die an einer Stelle vertretene Glocken-Heide (Erica tetralix) gehören. Zum westlichen Rand hin geht die Heidefläche in einen von der Spitzblütigen Binse (Juncus acutiflorus) dominierten Sumpf über, in dem ein kleiner Quellbach des Ingelheimbaches entspringt. Der Randbereich der unteren Hälfte ist leicht ruderalisiert, Arten wie das Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios) und die Himbeere (Rubus idaeus) treten gehäuft auf.

Am unteren Rand der Steinbergwiese befindet sich ein kleiner Teich, der erst vor wenigen Jahren angelegt wurde. Hier ist ein Bestand des „fleischfressenden“ Wasserschlauches (Utricularia vulgaris) zu bewundern.

Die größten Besonderheiten der Steinbergwiese sind das Kleine Helmkraut (Scutellaria minor) und das Quendel-Kreuzblümchen (Polygala serpyllifolia). Beide Arten sind im niedersächsischen Berg- und Hügelland vom Aussterben bedroht und haben hier ihre größten Vorkommen. Es handelt sich um Arten mit westeuropäischem Verbreitungsschwerpunkt, die im Kaufunger Wald an einer lokalen Ostgrenze ihres Areals vorkommen. Während das Kreuzblümchen vor allem in den feuchten Heidebereichen zu finden ist, tritt das Helmkraut vorwiegend im Binsensumpf auf.

Die Steinbergwiese ist Lebensraum für insgesamt 7 auf der Roten-Liste geführte Gefäßpflanzen. Weiterhin konnten zwei gefährdete Moosarten nachgewiesen werden. Mit dem Braunfleck-Perlmutterfalter (Clossiana selene) ist auch eine gefährdete Schmetterlingsart nachgewiesen. Sicherlich kommen auch eine Reihe weiterer interessanter Tierarten vor, hierzu fehlen allerdings genauere Erhebungen.

Auch ohne seltene und gefährdete Arten ist das Auftreten von Heideflächen im niedersächsischen Berg- und Hügelland generell bemerkenswert. Während im Flachland trotz starker Verluste noch größere Heiden existieren, sind im Süden des Bundeslandes Heidebestände eine absolute Rarität. So wird dieser Biotoptyp hier als „von vollständiger Vernichtung bedroht bzw. sehr stark beeinträchtigt“ eingestuft. Die anderen auf der Steinbergwiese vertretenen Biotoptypen sind in Niedersachsen ebenfalls mehr oder weniger stark gefährdet bzw. beeinträchtigt.

Ziel der Pflegemaßnahmen der Biologischen Schutzgemeinschaft ist eine dauerhafte Erhaltung der Heide- und Sumpfvegetation auf der Steinbergwiese. Insbesondere die Bestände der landesweit bedeutenden Arten werden von uns gefördert. Wir erreichen dies durch eine partielle Mahd auf der unteren Hälfte der Fläche. Im oberen Teil ist vordringlich eine Entfernung der Gehölze nötig. Hier bestehen gute Möglichkeiten zur Regeneration der Heidefläche, da eine Vernetzung der offenen Flächen leicht möglich ist.


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