Emme, Jühnde
Koordinaten für den Treffpunkt: 51.44696, 9.84183
Bei der Emme handelt es sich um einen seltenen Kalkbuchenwald. Seit der Bronzezeit ist die Emme durchgehend bewaldet und beheimatet zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Unsere Pflegeeinsätze finden auf einen Abschnitt eines Wacholder- und orchideenreichen Halbtrockenrasens statt. Der südöstliche Teil ist gut ausgeprägt, der übrige Bereich durch alte Aufforstung, bzw. Eutrophierung beeinträchtigt. In unmittelbarer Nähe der Pflegefläche befindet sich ein Steinbruch einer Kalkabbaufirma.
Erster Einsatz für die BSG fand am 27. Februar 2016 statt. Nach einem Rückschnitt von Gehölzen einige Jahre zuvor, sind sehr viele Stockausschläge nachgewachsen. Sie drohten den Bestand des Großen Windröschens (Anemone sylvestris) und des Großblütigen Fingerhuts (Digitalis grandiflora), der hier sein einziges Vorkommen im Raum Göttingen hat, zu überwachsen. Neben dieser Entkusselung fand auf der gegenüberliegenden Seite die Entnahme junger Kiefern statt.
Im darauf folgenden Pflegeeinsatz am 23.03.2019, der letzte Pflegeeinsatz vor der Sommerpause mit insgesamt 18 Aktiven, haben wir bei schönstem Sonnenschein zusätzlich weite Bereiche des angrenzenden Kalkmagerrasens gemäht, entbuscht und das Schnittgut abgeräumt.
Über 30 gefährdete Pflanzenarten kommen auf der Fläche vor. Gezielt gepflegt werden die Wuchsorte des in Niedersachsen stark bedrohten Großen Windröschen, des Katzenpfötchens (Antennaria dioica) und des Großblütigen Fingerhut. Auch können im Frühjahr schon die ersten Blattrosetten von mindestens fünf Orchideen-Arten aufgefunden werden. Und nicht nur für Pflanzen, sondern auch für Tiere stellt die Fläche einen optimalen Lebensraum dar. Angetroffen werden bspw. mehrere Exemplare der Zauneidechse (Lacerta agilis), welche europaweiten Schutz genießt. Bemerkenswert ist auch der Nachweis von Raupen des Kleinen Eisvogels (Limenitis camilla), einer gefährdeten Schmetterlingsart die ausschließlich an Roter Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) frisst. Hochspezialisiert ist auch der vom Aussterben bedrohte Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini), der zwar nicht im März 2019 nachgewiesen werden konnte, dessen Fraßpflanze, der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), aber bei unseren Pflegearbeiten trotzdem geschont wird, da die Art in naher Umgebung vorkommt. Auch bei der Biotoppflege ist es wichtig, alle Organismengruppen zu bedenken und keine unnötigen "Kollateralschäden" bei gefährdeten Arten zu verursachen!
Seit 2021 wird der größte Teil der Fläche nun mit Ziegen beweidet, so dass eine Pflege durch die BSG nicht mehr erforderlich ist.