Rundbriefe - Biologische Schutzgemeinschaft - Vereinigung für Natur- und Umweltschutz zu Göttingen e. V.

Direkt zum Seiteninhalt

Rundbriefe

Rundbrief 2/2023

Liebe Mitglieder und Freund*innen der BSG!

Das Sommerhalbjahr 2023 war für uns wieder sehr erfolgreich. Wir wollen von unseren diesjährigen Projekten berichten:

Arbeitskreis Wildbienen
Unser Arbeitskreis Wildbienen summt und brummt. Wir treiben die Erforschung der Wildbienen-Fauna in der
Region Südniedersachsen voran, die eine wichtige Grundlage für den praktischen Schutz dieser faszinierenden Organismengruppe bildet. Im April 2023 haben wir unser seit 2020 laufendes Projekt „Förderung von Hotspots der Wildbienen-Vielfalt in Süd-Niedersachsen. Arten erhalten | Biotope entwickeln | Vielfalt erleben“ erfolgreich abgeschlossen – und die Ergebnisse sind bemerkenswert! Insgesamt sind auf den sieben Projektflächen 221 Arten nachgewiesen worden, darunter viele hochgradig gefährdete, deren besonderer Schutz nun beim naturschutzfachlichen Management berücksichtigt werden kann. Die Forschungsergebnisse aus unserem Projekt werden weiterhin regelmäßig publiziert, demnächst steht eine Veröffentlichung von Christoph Bleidorn, Thomas Fechtler und Fionn Pape in der Fachzeitschrift Ampulex an. Von den 384 aus Niedersachsen bekannten Arten wurden von Mitgliedern unseres Arbeitskreises in den letzten Jahren 12 neue Arten nachgewiesen oder wieder entdeckt (und da kommt noch was!) – das macht uns ein bisschen stolz! Im Experimentellen Botanischen Garten wurde nach der Erfassung der Wildbienen-Fauna in 2022 durch eine wunderbare Kooperation mit der Garten-Leitung ein Wildbienen-Lehrpfad eingerichtet. Federführend war hier der Wildbienen-Experte Thomas Fechtler unter Zuarbeit von Fionn Pape.

Naturkundliche Untersuchungen: Wanzen
Erstmals haben wir mit der Erfassung der ökologisch enorm interessanten und mit über 900 Arten in Deutschland vertretenen Gruppe der Wanzen begonnen. Sie steht trotz großer Vielfalt und starker Gefährdung vieler Arten kaum im Fokus des (behördlichen) Naturschutzes. Mit dem Entomologen Johannes Lux konnten wir einen kundigen Experten für eine Erfassung der Wanzen-Fauna am Huhnsberg bei Scheden gewinnen, unserem Schwerpunkt für Biodiversitätsforschung. Der Huhnsberg gehört bekanntermaßen zu den naturschutzfachlich wertvollsten Kalkmagerrasen-Komplexen der gesamten Region. Hier investiert die BSG seit Jahren, um die enorme Artenvielfalt zu erhalten. Die Forschungstätigkeiten dienen auch der Evaluation der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen. Auch für die Gruppe der Wanzen kann durch den Nachweis zahlreicher spezialisierter, xerothermophiler Offenlandarten bereits festgestellt werden, dass sich der langjährige Aufwand lohnt. Und ein toller Nebeneffekt: Bei einer Begehung wurden insgesamt vier Schlingnatter-Individuen entdeckt, darunter drei Jungtiere. Dies zeigt, dass die Art hier erfolgreich reproduziert und ganz offensichtlich ebenfalls durch die Pflegemaßnahmen gute Bedingungen vorfindet!

Arbeitskreis Biotoppflege
Die neue Biotoppflege-Saison hat mit der Pflege der Feuchtwiesen begonnen. Unsere rund 20 Pflegeflächen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Bei der Organisation der Einsätze wurden und werden wir auf vielfältige Weise unterstützt und entlastet, sei es bei der Pflege der Maschinen, Besorgung des Frühstücks, dem Bereitstellen von Mitfahrgelegenheiten und der inhaltlichen Leitung. Besonders freuen wir uns, dass die Leitung der Einsätze nun auf mehr Schultern verteilt werden konnte – das bedeutet eine enorme Entlastung für alle Beteiligten! Ein Dankeschön an alle fleißigen Helfer*innen!
Wer in den Mailverteiler unseres AKs aufgenommen werden möchte, kann sich an
ak-biotoppflege@biologische-schutzgemeinschaft.de wenden – wir freuen uns über neue (und alte) Aktive!

Beweidungsprojekt
Ende März verließen Schafe und Ziegen unsere seit Oktober 2022 neue Pachtfläche „Hirsebreikuhlen“. Die Winterbeweidung verlief planmäßig und ohne Störungen. Der Bewuchs wurde sorgfältig zurückgebissen, so dass dieser im Frühjahr wieder artenreich austreiben konnte. Zum ersten Mal nach vielen Jahrzehnten konnte das Rebhuhn endlich an dieser Stelle ungestört brüten.
Die neue Beweidungssaison begann dagegen mit einem recht kühlen und nassen Frühjahr. Erst Ende Mai stand genügend Vegetation auf den üblichen Beweidungsflächen im Außenbereich Göttingens. Dank der renaturierten Fläche auf dem Lappenberg bei Weende - stadtmittig gelegen - profitiert sie vom Stadtinnenklima und das Wachstum beginnt hier deutlich früher als auf den mageren Weiden im Naturschutzgebiet Bratental zwischen Nikolausberg und Roringen. Der recht abwechslungsreiche Sommer mit angenehmen Temperaturen und Regenfällen sorgte für ein gutes Wachstum der Pflanzen, so dass die Tiere in diesem Jahr deutlich länger auf einer Fläche verweilen als in den trockenen Jahren zuvor.

Rebhuhnschutz und Feldvogelschutz
Das EU-Interreg-Projekt PARTRIDGE ist nun ausgelaufen. Durch die zahlreichen Maßnahmen ist der Rebhuhnbestand in den beiden Demogebieten (Diemarden und Nesselröden) angestiegen. Zum Glück können die Aktivitäten zum Feldvogelschutz fortgesetzt werden: Der Abteilung Naturschutzbiologie der Uni Göttingen wurde gemeinsam mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten und vielen lokalen Akteuren ein 6-jähriges Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bewilligt: "Rebhuhn retten - Vielfalt fördern!" Deutschlandweit wurden 10 Projektgebiete in 7 Bundesländern ausgewählt, in denen auf durchschnittlich jeweils 200 km² Aufwertungen für die Arten der Agrarlandschaft vorgenommen werden. Zusammen deckt das eine Fläche größer als das Saarland ab. Allerdings müssen wir weitgehend mit den Instrumenten auskommen, die die bundesweite Agrarreform und die Agrarumweltmaßnahmen der Länder bieten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Sollte es uns gelingen, die Landschaft in diesem Maßstab so aufzuwerten, dass sich die Bestandtrends des Rebhuhns und anderer Feldvögel wieder positiv entwickeln, könnte das ein Großexperiment für den Biotopverbund werden, den die Naturschutzverbände schon lange in unserer gesamten Kulturlandschaft fordern.

Neuer Vorstand gewählt!
Auf der letzten Jahreshauptversammlung wurde turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt. Es gibt sowohl alte als auch neue Gesichter: Wir freuen uns sehr, dass sich Clara Köhne (B.Sc. Biologie) und Béla Bartsch (M.Sc. Biodiversität) für die ehrenamtliche Vorstandsarbeit gewinnen ließen! Im Amt bestätigt wurden Waltraud Gradmann, Hans Günter Joger, Fionn Pape und Esther Schneider. Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei unseren nun ehemaligen Vorstandsmitgliedern Bettina Marth und Kai Cormann, die über viele Jahre die Vorstandsarbeit durch ihr großartiges Engagement maßgeblich geprägt haben. Sie bleiben uns aber weiterhin durch vielfältige Aktivitäten erhalten.

Vorträge und Exkursionen
Dank vieler Fachleute, die ehrenamtlich zahlreiche Veranstaltungen für uns anbieten, haben wir wieder ein breites Angebot an naturkundlichen Aktivitäten für den Naturschutz in der Region im Programm! Das oftmals sehr große Interesse daran ist immer wieder eine schöne Wertschätzung für die ehrenamtliche Naturschutzarbeit. Bei den Vorträgen haben wir uns entschieden, weiterhin auf einen Mix von Online- und Präsenz-Angeboten zu setzen, um neben persönlicher Atmosphäre auch einem überregionalen Publikum die Teilnahme zu ermöglichen.

Wir freuen uns über zahlreiche Beteiligung an unseren Veranstaltungen!

Herzlich grüßt für den gesamten Vorstand
Waltraud Gradmann
Mitglieder der BSG erhalten halbjährlich unseren Rundbrief mit allen Neuigkeiten der BSG sowie unser Programm schriftlich per Post. Für viele Personen besitzt es einen eigenen Wert diese Informationen Schwarz auf Weiß in Händen zu halten. Dies wollen wir bei unseren Mitgliedern gerne weiter so handhaben.

Sollte aber jemand auch mit einer digitalen Version per E-Mail zufrieden sein, kann man sich gerne hier dafür anmelden. Zukünftig erhalten Sie dann halbjährlich unser Programm und den Rundbrief als pdf-Datei zugesandt. Dadurch ersparen Sie uns etwas Arbeit, dem Verein das Porto und der Umwelt das Papier.

Ebenso können sich natürlich auch alle interessierten Nichtmitglieder anmelden.

© Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen
Zurück zum Seiteninhalt