Hintergrund
Als eine ihre Kernaufgaben führt die Biologische Schutzgemeinschaft zu Göttingen e. V. (BSG) seit über 40 Jahren Pflegemaßnahmen auf etwa 20 nach § 28a NNatG geschützten Biotopen (Biotope, die dem direkten gesetzlichen Schutz unterstellt sind) auf Göttinger Stadtgebiet und im Landkreis Göttingen durch. Zu diesen Biotopen mit besonders seltenen, artenreichen und gerade auf besondere Bedingungen spezialisierten Tieren und Pflanzen gehören insbesondere die Kalkmagerrasen und das Feuchtgrünland mit Nasswiesen, Groß- und Kleinseggenrieden und Kalk-Quellsümpfen.
Die BSG ist Vorreiter in Sachen Biotop-Pflege! Seit ihrer Gründung im Jahre 1982 hat es sich die Biologische Schutzgemeinschaft zur Aufgabe gemacht, Schutz und Hilfsmaßnahmen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten durchzuführen, ein wichtiges Standbein nimmt dabei die Biotop-Pflege ein.
Ursprünglich waren diese Flächen der heutigen Magerrasen und Feuchtgebiete überwiegend von Rotbuchen- und Eichenmischwäldern bedeckt. Durch Waldweide (Hutung) und Brennholzfällung lichteten sich die Wälder auf und es konnten sich licht- und Wärme liebende Pflanzen und Tiere ausbreiten. Später wurden diese Flächen zum Zwecke der extensiven Beweidung oder Heugewinnung gerodet. Durch den ständigen Abtrag von Biomasse entstand ein offener, magerer und nährstoffarmer Boden. In diese oftmals noch zusätzlich durch sehr warmes Kleinklima ausgezeichneten Flächen wanderten von Felsstandorten und aus dem Mittelmeerraum Pflanzen und Tiere ein, die diesem Lebensraum heute sein besonderes Gepräge geben.
Bis in 1950er/Anfang der 1960er Jahren wurde noch eine mehr oder weniger intensive Form der Weidewirtschaft mit vor allem Schafen und Ziegen betrieben. Gerade diese Form der „Grünland-Pflege“, an die vordergründig nicht gedacht war sondern die vielmehr zur Selbsterhaltung diente, führte zur Bewahrung vieler heute selten gewordener Tiere und Pflanzen. Danach erreichte die Schafhaltung mit nur noch 0,8 Millionen Tieren im Jahre 1965 ihren Tiefpunkt. Mit weitestgehender Aufgabe der Wanderschäferei, erholten sich auf den mageren Grünlanden zunächst in den 1970ern die Pflanzen-Bestände wieder, besonders die Orchideen. Fehlt dagegen für länger die traditionelle Nutzungsform, tritt durch natürliche Sukzession eine Verdrängung der seltenen und spezialisierten Arten ein. Man sagt, der Biotop „verbuscht“. Dieser drohenden Gefahr sind alle die Flächen ausgesetzt, die man sich selbst überlässt (= Verbrachung). Das besondere Instrument der Biotop-Pflege ersetzt die traditionelle bäuerliche Kulturform. Hierzu bedient sich die BSG verschiedener mechanischer Methoden:
Eine Maßnahme ist das Entkusseln, d. h. die Entfernung von Stockausschlägen und Gehölzaufwuchs (höchstens 1x/Jahr) zur Offenhaltung der Flächen mittels Freischneider. Ist für eine Mahd die Geländebedingung günstig und nur wenige bzw. jüngerer Gehölzaufwuchs auf der Fläche kann zur Arbeitserleichterung ein Balkenmäher zum Einsatz kommen. Stark verfilzte Flächen müssen ebenfalls mittels Freischneider offen gemacht werden. Zum Entfernen größerer Äste und Stammholz kommt die Motorsäge zum Einsatz. Das Mähgut wird zusammengerecht und in der Regel abgefahren oder an Ort und Stelle verbrannt.
In einer Projektarbeit von Anita Ringeisen-Voß wurden alle von 1982 bis 2009 gepflegten Flächen der BSG evaluiert und dokumentiert. Eine kurze Übersicht dieser Arbeit können Sie hier einsehen. Bei weiterem Interesse können Sie die ganze Evaluierung in unserem Büro einsehen.