Rundbriefe 2023 - Biologische Schutzgemeinschaft - Vereinigung für Natur- und Umweltschutz zu Göttingen e. V.

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Rundbriefe 2023

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Rundbrief 1/2023

Liebe Mitglieder und Freund*innen der BSG!

Sie halten den neuen Rundbrief und das Sommerprogramm 2023 in den Händen! Wir gehen davon aus, dass auch wie im vergangenen Winterhalbjahr alle Veranstaltungen wieder in vollem Umfang stattfinden können. Nun wollen wir wieder von unseren diesjährigen Projekten berichten.

Beweidungsprojekt
Die an den Hirsebreikuhlen nun jährlich stattfindende Winterbeweidung verlief reibungslos und ohne Zwischenfälle. Seit Ende Februar wurden auf der Fläche auch die ersten Lämmer geboren. Die Tiere fühlen sich draußen in der Gruppe und mit viel Platz für Auslauf sehr wohl. Im Gegensatz zu den Stalltieren treten hier keine Komplikationen auf. Damit die Tiere nicht bei Sturm und Regen ohne Schutz stehen müssen, wurde ein von der Stadt Göttingen gestifteter Weideunterstand eingesetzt. Spätestens ab Mitte April ziehen die Tiere weiter, so dass auf den Hirsebreikuhlen für die dort brütende Rebhuhnpopulation Ruhe einkehrt.

Rebhuhnschutz
Das neue Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert, Träger ist die Abteilung Naturschutzbiologie der Uni Göttingen mit weiteren Partnern. Nach Göttinger Vorbild sind bundesweit 10 Projektgebiete eingerichtet worden, die zusammen ca. 2.900 km² abdecken. Das Göttinger Projektgebiet reicht von Geismar bis Gieboldehausen und Duderstadt. In den Projektgebieten versuchen wir 7% der Ackerfläche in Maßnahmen für Feldvögel, Insekten, Hasen etc. umzuwandeln. Weiterhin sind die Aktivitäten der BSG entscheidend für das Projekt, etwa bei der Verhandlung zusätzlicher lokaler Förderung von Flächen. Die rebhuhngerechten Blühflächen vor den Toren der Stadt wurden vom EU-Projekt PARTRIDGE finanziert, deren Förderung dieses Jahr ausläuft. Die Sartorius AG übernimmt die Finanzierung dieser Flächen, so dass sie uns erhalten bleiben können und wir werden uns bemühen, den Biotopverbund in Richtung Flüthewehr auszudehnen.

Arbeitskreis Wildbienen
In 2022 war unser AK Wildbienen emsig wie immer – und auch 2023 wird es weitergehen. Die Ergebnisse der letztjährigen Erfassungen durch den Wildbienen-Experten Thomas Fechtler im Alten und Experimentellen Botanischen Garten (jeweils unterstützt von zahlreichen Aktiven unseres AKs) befinden sich in der Auswertung, ebenso wie die Kartierung am Sachsenstein im Gipskarst durch Prof. Dr. Christoph Bleidorn und Fionn Pape (zusammen mit einer Bachelorarbeit). In 2023 wird es weitere Erfassungen geben, u.a. im Forstbotanischen Garten. Unser von der Bingo-Umweltstiftung unterstütztes Projekt „Förderung von Hotspots der Wildbienen-Vielfalt in Süd-Niedersachsen. Arten erhalten | Biotope entwickeln | Vielfalt erleben“ wird abgeschlossen und im Experimentellen Botanischen Garten erarbeiten Thomas Fechtler und Fionn Pape aktuell einen Wildbienen-Lehrpfad, der Mitte des Jahres fertig gestellt werden soll.

Forschungsprojekte
Die BSG möchte auch in der regionalen Biodiversitätsforschung aktiv bleiben. Wir freuen uns sehr, dass unsere langjährige Pflegefläche am Huhnsberg bei Scheden, einer der artenreichsten Kalkmagerrasenkomplexe der Region, weiterhin Gegenstand der Forschung sein wird und der Erfolg unseres jahrzehntelanges Engagements evaluiert wird. Die von der BSG beauftragten Erfassungen der Käfer-Fauna und BSG der Avifauna waren sehr erfolgreich und haben einiges an spannenden Ergebnissen erbracht. Ein Brutverdachtsnachweis des Steinkauzes ist der erste für Göttingen seit rund 40 Jahren – und wird Ausgangspunkt eines kleinen Projektes sein, über das wir noch berichten werden. Nun freuen wir uns, dass wir mit dem Entomologen und Promotionsstudenten Johannes Lux einen kundigen Experten für eine Erfassung der Wanzen-Fauna am Huhnsberg für das Jahr 2023 gewinnen konnten. Diese sehr artenreiche Gruppe ist bisher in Südniedersachsen kaum erforscht und es ist mit spannenden Funden zu rechnen.

Feldhamster
In Zusammenarbeit mit der AG Feldhamsterschutz (Nina Lipecki), dem Projekt Feldhamsterland (Deutsche Wildtierstiftung, Tobias Reiners) und dem Senckenberg Institut Frankfurt (genetische Analysen) läuft ein Erhaltungs-Zuchtprogramm im Berliner Tierpark. Die genetisch verarmte und isolierte Göttinger Feldhamsterpopulation soll dadurch stabilisiert und gestärkt werden. Für die Wiederaussetzung bzw. Neuansiedlung müssen Böden, landwirtschaftliche Nutzung und Landschaftsstruktur beste Voraussetzungen bieten. Dies ist im Uni-Nord-Bereich leider nicht mehr gegeben, so dass auch im Landkreis nach geeigneten Flächen gesucht werden muss.

Arbeitskreis Flora von Göttingen (ak-flora@biologische-schutzgemeinschaft.de)
Schreiben Sie eine Mail, wenn Sie in den Mailverteiler möchten und zum Beispiel das Exkursionsprogramm (gerade in Arbeit) erhalten wollen. Außerdem gibt es ein neues kleines Projekt: Die Hirsebreikuhlen wurden ab diesem Winter von Schafen und Ziegen beweidet. Durch die veränderte Nutzung erwarten wir auch eine Änderung der Zusammensetzung der Flora, die wir langfristig dokumentieren möchten. Weiteres im Mailverteiler.

Arbeitskreis Biotoppflege (ak-biotoppflege@biologische-schutzgemeinschaft.de)
Die Pflegeeinsätze sind als zentrales Arbeitsfeld der BSG nach wie vor eine bestimmende Aufgabe und die Beteiligung unserer Aktiven ist weiterhin so großartig wie nie! Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle! Unsere Pflegegebiete befinden sich deshalb in einem sehr guten Zustand. Auch bei der Organisation der Einsätze bekommen wir immer wieder auf vielfältige Weise Unterstützung (z. B. bei der Frühstücks-Organisation, der Maschinen-Wartung und dem Fahren von Autos), auch hier vielen Dank!

Photovoltaik-Freiflächenanlagen
Damit die in der Region geplanten großen PV-Freiflächenanlagen möglichst naturverträglich gestaltet werden, hat die BSG zusammen mit der Naturschutzbeauftragten und dem BUND einen umfangreichen Kriterienkatalog erarbeitet, der bereits vom Rat der Stadt Göttingen als Grundlage für die Errichtung der Pilotanlagen anerkannt und beschlossen wurde. Hier geht es v. a. darum, dass durch breite Abstände zwischen den Modulreihen sowie eine Begrenzung der Überschirmung naturnahe Bereiche innerhalb der Anlagen erhalten bleiben und durch extensive Pflege wie Mahd oder Beweidung gefördert werden.

Neue Ökologische Station
Seit Ende 2022 kümmert sich die neue „Ökologischen Station Göttinger Land & Südharz“ (ÖSGÖLS) in Trägerschaft des Landschaftspflegeverbands Landkreis Göttingen e. V. künftig verstärkt um das Management der Natura 2000-Gebiete in der Region. Damit wurde eine alte Forderung der Naturschutzverbände erfüllt und wir werden als BSG künftig intensiv mit der ÖSGÖLS zusammenarbeiten und unsere Expertise einbringen.

Die BSG hatte Ende 2022 einen runden Geburtstag und ist 40 Jahre alt geworden. Wir können stolz auf das Erreichte zurücksehen – und freuen uns auf die nächsten 40 Jahre in vollem Einsatz für die Natur!
Nun wünschen wir uns zahlreiche Teilnahme an unseren Veranstaltungen und wünschen Euch und Ihnen einen naturkundlich ereignisreichen Sommer.

Herzlich grüßt für den gesamten Vorstand
Waltraud Gradmann
Rundbrief 2/2023

Liebe Mitglieder und Freund*innen der BSG!

Das Sommerhalbjahr 2023 war für uns wieder sehr erfolgreich. Wir wollen von unseren diesjährigen Projekten berichten:

Arbeitskreis Wildbienen
Unser Arbeitskreis Wildbienen summt und brummt. Wir treiben die Erforschung der Wildbienen-Fauna in der
Region Südniedersachsen voran, die eine wichtige Grundlage für den praktischen Schutz dieser faszinierenden Organismengruppe bildet. Im April 2023 haben wir unser seit 2020 laufendes Projekt „Förderung von Hotspots der Wildbienen-Vielfalt in Süd-Niedersachsen. Arten erhalten | Biotope entwickeln | Vielfalt erleben“ erfolgreich abgeschlossen – und die Ergebnisse sind bemerkenswert! Insgesamt sind auf den sieben Projektflächen 221 Arten nachgewiesen worden, darunter viele hochgradig gefährdete, deren besonderer Schutz nun beim naturschutzfachlichen Management berücksichtigt werden kann. Die Forschungsergebnisse aus unserem Projekt werden weiterhin regelmäßig publiziert, demnächst steht eine Veröffentlichung von Christoph Bleidorn, Thomas Fechtler und Fionn Pape in der Fachzeitschrift Ampulex an. Von den 384 aus Niedersachsen bekannten Arten wurden von Mitgliedern unseres Arbeitskreises in den letzten Jahren 12 neue Arten nachgewiesen oder wieder entdeckt (und da kommt noch was!) – das macht uns ein bisschen stolz! Im Experimentellen Botanischen Garten wurde nach der Erfassung der Wildbienen-Fauna in 2022 durch eine wunderbare Kooperation mit der Garten-Leitung ein Wildbienen-Lehrpfad eingerichtet. Federführend war hier der Wildbienen-Experte Thomas Fechtler unter Zuarbeit von Fionn Pape.

Naturkundliche Untersuchungen: Wanzen
Erstmals haben wir mit der Erfassung der ökologisch enorm interessanten und mit über 900 Arten in Deutschland vertretenen Gruppe der Wanzen begonnen. Sie steht trotz großer Vielfalt und starker Gefährdung vieler Arten kaum im Fokus des (behördlichen) Naturschutzes. Mit dem Entomologen Johannes Lux konnten wir einen kundigen Experten für eine Erfassung der Wanzen-Fauna am Huhnsberg bei Scheden gewinnen, unserem Schwerpunkt für Biodiversitätsforschung. Der Huhnsberg gehört bekanntermaßen zu den naturschutzfachlich wertvollsten Kalkmagerrasen-Komplexen der gesamten Region. Hier investiert die BSG seit Jahren, um die enorme Artenvielfalt zu erhalten. Die Forschungstätigkeiten dienen auch der Evaluation der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen. Auch für die Gruppe der Wanzen kann durch den Nachweis zahlreicher spezialisierter, xerothermophiler Offenlandarten bereits festgestellt werden, dass sich der langjährige Aufwand lohnt. Und ein toller Nebeneffekt: Bei einer Begehung wurden insgesamt vier Schlingnatter-Individuen entdeckt, darunter drei Jungtiere. Dies zeigt, dass die Art hier erfolgreich reproduziert und ganz offensichtlich ebenfalls durch die Pflegemaßnahmen gute Bedingungen vorfindet!

Arbeitskreis Biotoppflege
Die neue Biotoppflege-Saison hat mit der Pflege der Feuchtwiesen begonnen. Unsere rund 20 Pflegeflächen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Bei der Organisation der Einsätze wurden und werden wir auf vielfältige Weise unterstützt und entlastet, sei es bei der Pflege der Maschinen, Besorgung des Frühstücks, dem Bereitstellen von Mitfahrgelegenheiten und der inhaltlichen Leitung. Besonders freuen wir uns, dass die Leitung der Einsätze nun auf mehr Schultern verteilt werden konnte – das bedeutet eine enorme Entlastung für alle Beteiligten! Ein Dankeschön an alle fleißigen Helfer*innen!
Wer in den Mailverteiler unseres AKs aufgenommen werden möchte, kann sich an
ak-biotoppflege@biologische-schutzgemeinschaft.de wenden – wir freuen uns über neue (und alte) Aktive!

Beweidungsprojekt
Ende März verließen Schafe und Ziegen unsere seit Oktober 2022 neue Pachtfläche „Hirsebreikuhlen“. Die Winterbeweidung verlief planmäßig und ohne Störungen. Der Bewuchs wurde sorgfältig zurückgebissen, so dass dieser im Frühjahr wieder artenreich austreiben konnte. Zum ersten Mal nach vielen Jahrzehnten konnte das Rebhuhn endlich an dieser Stelle ungestört brüten.
Die neue Beweidungssaison begann dagegen mit einem recht kühlen und nassen Frühjahr. Erst Ende Mai stand genügend Vegetation auf den üblichen Beweidungsflächen im Außenbereich Göttingens. Dank der renaturierten Fläche auf dem Lappenberg bei Weende - stadtmittig gelegen - profitiert sie vom Stadtinnenklima und das Wachstum beginnt hier deutlich früher als auf den mageren Weiden im Naturschutzgebiet Bratental zwischen Nikolausberg und Roringen. Der recht abwechslungsreiche Sommer mit angenehmen Temperaturen und Regenfällen sorgte für ein gutes Wachstum der Pflanzen, so dass die Tiere in diesem Jahr deutlich länger auf einer Fläche verweilen als in den trockenen Jahren zuvor.

Rebhuhnschutz und Feldvogelschutz
Das EU-Interreg-Projekt PARTRIDGE ist nun ausgelaufen. Durch die zahlreichen Maßnahmen ist der Rebhuhnbestand in den beiden Demogebieten (Diemarden und Nesselröden) angestiegen. Zum Glück können die Aktivitäten zum Feldvogelschutz fortgesetzt werden: Der Abteilung Naturschutzbiologie der Uni Göttingen wurde gemeinsam mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten und vielen lokalen Akteuren ein 6-jähriges Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bewilligt: "Rebhuhn retten - Vielfalt fördern!" Deutschlandweit wurden 10 Projektgebiete in 7 Bundesländern ausgewählt, in denen auf durchschnittlich jeweils 200 km² Aufwertungen für die Arten der Agrarlandschaft vorgenommen werden. Zusammen deckt das eine Fläche größer als das Saarland ab. Allerdings müssen wir weitgehend mit den Instrumenten auskommen, die die bundesweite Agrarreform und die Agrarumweltmaßnahmen der Länder bieten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Sollte es uns gelingen, die Landschaft in diesem Maßstab so aufzuwerten, dass sich die Bestandtrends des Rebhuhns und anderer Feldvögel wieder positiv entwickeln, könnte das ein Großexperiment für den Biotopverbund werden, den die Naturschutzverbände schon lange in unserer gesamten Kulturlandschaft fordern.

Neuer Vorstand gewählt!
Auf der letzten Jahreshauptversammlung wurde turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt. Es gibt sowohl alte als auch neue Gesichter: Wir freuen uns sehr, dass sich Clara Köhne (B.Sc. Biologie) und Béla Bartsch (M.Sc. Biodiversität) für die ehrenamtliche Vorstandsarbeit gewinnen ließen! Im Amt bestätigt wurden Waltraud Gradmann, Hans Günter Joger, Fionn Pape und Esther Schneider. Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei unseren nun ehemaligen Vorstandsmitgliedern Bettina Marth und Kai Cormann, die über viele Jahre die Vorstandsarbeit durch ihr großartiges Engagement maßgeblich geprägt haben. Sie bleiben uns aber weiterhin durch vielfältige Aktivitäten erhalten.

Vorträge und Exkursionen
Dank vieler Fachleute, die ehrenamtlich zahlreiche Veranstaltungen für uns anbieten, haben wir wieder ein breites Angebot an naturkundlichen Aktivitäten für den Naturschutz in der Region im Programm! Das oftmals sehr große Interesse daran ist immer wieder eine schöne Wertschätzung für die ehrenamtliche Naturschutzarbeit. Bei den Vorträgen haben wir uns entschieden, weiterhin auf einen Mix von Online- und Präsenz-Angeboten zu setzen, um neben persönlicher Atmosphäre auch einem überregionalen Publikum die Teilnahme zu ermöglichen.

Wir freuen uns über zahlreiche Beteiligung an unseren Veranstaltungen!

Herzlich grüßt für den gesamten Vorstand
Waltraud Gradmann
© Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen
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